Fachdialog: Erfolgreiche Strategien gegen Hasskommentare und Falschmeldungen
„Der Fachdialog hat gezeigt, wie wichtig das Thema ist. Auch wir GRÜNEN haben schon erleben müssen, dass mit falschen Facebook-Accounts und falschen Zitaten falsche Behauptungen aufgestellt wurden, die einen Shitstorm ausgelöst haben. Davon sind aber nicht nur Politikerinnen und Politiker betroffen. Eine Strategie kann es sein, dass sich User gegen Hasskommentare solidarisieren. Auch und gerade im Netz ist Zivilcourage gefragt.“
Eva Horn von Spiegel Online stellte fest, dass bei vielen, die in Kommentarspalten oder Onlineforen diskutierten, die Fähigkeit, sich freundlich und respektvoll auszudrücken, verloren gegangen ist: „Wir versuchen trotzdem in der Social Media-Redaktion, auch die HassschreiberInnen nicht sofort zu sperren, sondern möglichst mit Argumenten im Diskurs zu halten und zu erreichen. Es muss aber immer wieder aufs Neue beurteilt werden, ob ein Eintrag gelöscht werden muss, weil es sich beispielsweise um Volksverhetzung handelt, oder ob es sich noch um eine Satirebeitrag handelt.“
Oft wird von den sogenannten ‚besorgten Bürgern‘ das Argument der ‚Angst‘ gebracht. Diese könne nur schwer widerlegt werden, so der Politikwissenschaftler Dr. Robert Feustel: „Oftmals ist die Angst nur vorgeschoben. Über die Rhetorik der Angst kann man alles machen. Man kann sich argumentativ frei bewegen, wenn man Angst als Argument anführt. Wenn man die Menschen aber nach ihren Erfahrungen im realen Leben fragt, können diese vermeintlichen Ängste fast nie bestätigt werden.“
Stefan Glaser berichtete aus seiner Erfahrung bei jugendschutz.net: „Rechtswidrige Hassinhalte werden von den Social Web-Plattformen fast immer schnell gelöscht, wenn jugendschutz.net sie über seine akkreditierten Accounts meldet. Defizite bestehen vor allem bei Beschwerden von Usern: Hier wird zu selten und zu langsam reagiert.“
Die GRÜNE Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner forderte deshalb: „Wir brauchen klare Ansprechpersonen bei Facebook, Twitter, Youtube und Co., an die sich Privatpersonen mit Beschwerden über Hassrede oder Falschmeldungen wenden können. Außerdem brauchen die Aufsichtsbehörden der Landesmedienanstalten die Möglichkeit, ihr Auskunftsrecht über die wahre Identität der Urheber und Urheberinnen durchzusetzen.“