Die Vorschläge der Innenminister hatten die hohe Sicherheit in den Stadien, die große Bedeutung der Fanprojekte und das Verantwortungsbewusstsein vor Ort nicht ausreichend gewürdigt. Die Wahrscheinlichkeit, als Zuschauer bei einem Spiel in einer der deutschen Profiligen verletzt zu werden, ist verschwindend gering – Sie liegt unterhalb des Promillebereichs. „Wir wollen eine faktenbasierte Debatte über die Sicherheit im Umfeld von Fußballspielen. Die aktuellen polizeilichen Statistiken zeigen deutlich, dass wir kein gravierendes und grundlegendes Sicherheitsproblem im Fußball haben“, sagt Carl-Bernhard von Heusinger, innenpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz.
Warum sind personalisierte Tickets der falsche Weg?
„Personalisierte Tickets bieten keinerlei Mehrwert gegenüber den ohnehin schon existierenden Maßnahmen wie Videoüberwachung oder dem Einsatz szenekundiger Beamter“, betont Daniel Köbler, sportpolitischer Sprecher der Fraktion. „Für die Vereine würden personalisierte Tickets einen massiven Aufwand und für die Fans Verzögerungen bei den Einlasskontrollen mit sich bringen. Überlastete Kontrollen dürften einer verbesserten Sicherheit allerdings kaum dienlich sein. Neben datenschutzrechtlichen Bedenken sprechen aus Sicht der Stadionbesucher auch die Einschränkungen bei der Weitergabe von Eintrittskarten an Freunde oder Bekannte dagegen.“
Wie werden Stadionverbote künftig gehandhabt?
Die IMK hat die Einführung einer zentralen Kommission für Stadionverbote beschlossen. Diese soll eine Art Rechts- und Fachaufsicht im Hinblick auf Stadionverbote ausüben. Die vorhandenen dezentralen Strukturen lokaler Stadionverbotskommissionen mit ihren Sanktionsrechten sollen weiter bestehen. Von Heusinger hält fest: „Die lokalen Kommissionen zur Verhängung von Stadionverboten haben sich über Jahre etabliert. Sie sind mit den Gegebenheiten und Strukturen der lokalen Fanszenen vertraut. Aus unserer Sicht sollten sie auch in Zukunft originär zuständig bleiben.“ Stadionverbote auf Verdacht lehnt er strikt ab: „Wir lehnen es ab, Stadionverbote automatisch bei der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens auszusprechen. Ein solches Vorgehen würde eine Vorverurteilung der Betroffenen bedeuten. Stattdessen sollte auch hier der Grundsatz der Unschuldsvermutung gelten.“
Prävention stärken: Welche Rolle spielen Fanprojekte?
Fanprojekte leisten durch Vorträge an Schulen oder mit Gedenkstättenfahrten schon jetzt einen wichtigen Beitrag zur Gewalt- und Extremismusprävention. „Wir wollen die Prävention stärken. Es macht wenig Sinn, repressive Maßnahmen durchzudrücken, die von vornherein bei Fans und Vereinen auf breite Ablehnung treffen“, so Köbler. „Fanprojekte bieten nicht nur an Spieltagen eine wichtige Anlaufstelle, sie unterstützen auch bei alltäglichen Problemen in der Schule, im Beruf oder in der Familie. Mit ihrer Bildungsarbeit, zum Beispiel durch Vorträge an Schulen oder mit Gedenkstättenfahrten, leisten die Fanprojekte einen wichtigen Beitrag zur Gewalt- und Extremismusprävention.“ Um das Vertrauensverhältnis abzusichern, wollen wir auf Bundesebene ein Zeugnisverweigerungsrecht für diesen Bereich der sozialen Arbeit verankern.
Wie geht es weiter?
Die Umsetzung der Beschlüsse der IMK werden wir als GRÜNE Landtagsfraktion weiter aufmerksam beobachten. Einige Beschlüsse wie das Einsetzen einer Kommission für Stadionverbote wurden nur vage kommuniziert - Das lässt weiterhin Raum für Interpretationen. Einen weiteren Anlauf hin zu einer Law and Order-Politik im Fußball wollen wir unterbinden. Für uns liegt der Fokus für noch mehr Sicherheit im Fußballstadion klar auf der Prävention.