„Viele von uns werden sich wegen des Regens im Juli an einen kühlen Sommer erinnern, dabei war es statistisch ein warmer Sommer. Das zeigt, wie normal uns die veränderten Verhältnisse bereits vorkommen“, betont Lea Heidbreder.
Faktenlage: Hitzetage, Trockenperioden und Sonnenstunden
Die landesweiten Auswertungen zeigen: Bereits bis zum 25. August 2025 wurden in Rheinland-Pfalz stellenweise über 18 Hitzetage registriert – Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius. In Städten wie Speyer und dem Landkreis Germersheim wurden die höchsten Werte gemessen. Worms und Trier verzeichneten bis zum Stichtag 14 bzw. 18 heiße Tage – Werte, die im Mittelfeld der letzten zehn Jahre liegen, jedoch deutlich über dem langjährigen Mittel früherer Klimaperioden.
Auch bei der Dauer zusammenhängender Trockenperioden zeigt sich ein besorgniserregender Trend. Im Sommer 2025 wurden bis zum 25. August an den Stationen Trier-Petrisberg und Worms jeweils 20 aufeinanderfolgende trockene Tage dokumentiert – einer der höchsten Werte seit 2019. Die Gesamtzahl trockener Tage liegt bei 138 (Trier) bzw. 144 (Worms).
Zudem zeigt die Zahl der Sonnenstunden in Rheinland-Pfalz bis Juli 2025 mit 1.365 Stunden den zweithöchsten Wert seit 2019. Nur das Dürrejahr 2022 lag darüber. Diese Kombination aus Hitze, Trockenheit und Sonneneinstrahlung belastet Mensch und Umwelt zunehmend.
Rheinland-Pfalz besonders betroffen – und unzureichend vorbereitet?
Im deutschlandweiten Vergleich zählt Rheinland-Pfalz zu den besonders stark vom Klimawandel betroffenen Regionen. Die Flusstäler von Rhein, Mosel und Nahe sowie der Oberrheingraben und das Koblenz-Neuwieder Becken verzeichnen besonders hohe Durchschnittstemperaturen. Städte wie Mainz, Worms, Kaiserslautern und Ludwigshafen sind zudem durch einen extrem hohen Versiegelungsgrad zusätzlich gefährdet.
„Der Gewöhnungseffekt darf nicht darüber hinweg täuschen, dass heute schon gerade vulnerable Gruppen wie Kinder und Ältere durch die zunehmenden Hitzetage belastet sind“, warnt Heidbreder. Besonders gefährlich: die schleichende Normalisierung der Hitze – mit teils tödlichen Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden.
Klimaschutz alleine reicht nicht – Anpassung jetzt umsetzen
Die Klimamodelle zeigen je nach Emissionsszenario eine mögliche Zunahme der Hitzetage um bis zu 31 Tage bis zum Jahr 2100 (Szenario RCP8.5). Selbst bei ambitioniertem Klimaschutz (RCP2.6) wäre mit mindestens zwei zusätzlichen Hitzetagen jährlich zu rechnen – aufbauend auf einem bereits erhöhten Basisniveau.
„Es ist ein deutlicher Trend hin zu mehr Hitzetagen erkennbar. Als Gesellschaft müssen wir uns auf eine nochmal verschärfte Hitzebelastung in der Zukunft vorbereiten“, so Heidbreder. Sie fordert ein proaktives Umdenken auf Landes- und kommunaler Ebene: „Planungen für einen besseren Hitzeschutz sollten jetzt schon mit Blick auf den nächsten Sommer aufgenommen werden. Nicht erst, wenn es wieder zu spät dafür ist.“
Kommunale Unterstützung durch das RLP-Kompetenzzentrum
Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt die Kommunen durch das Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen (RLP-KfK). Dieses bietet:
Beratung zu Hitzeaktionsplänen und Anpassungskonzepten
Förderberatung z. B. im Rahmen des Klimapakts und KIPKI-Programms
Werkzeuge zur regionalen Auswertung von Klimadaten
Leitfäden und Infos z.B. zu Stadtgrün, Schwammstadtprinzip und Gesundheitsvorsorge
Die Praxis zeigt jedoch: Viele Kommunen setzen diese Angebote bislang nur zögerlich um. Dr. Heidbreder appelliert an die Städte und Gemeinden, den Klimaanpassungsbedarf ernst zu nehmen und gezielt in Hitzeschutz zu investieren – etwa durch Entsiegelung, Begrünung, Schattenplätze und öffentliche Trinkwasserangebote.