Diese sogenannten Balkonkraftwerke – offiziell als Steckersolargeräte bezeichnet – ermöglichen es, auch auf kleinem Raum Solarstrom zu erzeugen. Sie sind damit ein leicht zugänglicher Baustein der Energiewende, der insbesondere Mieter:innen und Wohnungseigentümergemeinschaften neue Teilhabemöglichkeiten bietet.
Die Dynamik ist beeindruckend: Zwischen 2021 und 2024 stieg die Zahl der jährlich zugebauten Anlagen von 489 auf 28.317 – ein Zuwachs um das 58-Fache. Noch deutlicher fällt der Anstieg bei der installierten Leistung aus: von 0,3 MW im Jahr 2021 auf 27,7 MW im Jahr 2024 – ein Plus um das 92-Fache.
Entwicklung von Zubau und Gesamtleistung
Die Landesregierung hat die Entwicklung in einer Übersicht zusammengefasst. Die Daten zeigen, dass sich der Trend auch 2025 fortsetzt: Bereits in den ersten sieben Monaten des Jahres kamen weitere 15.416 Anlagen hinzu.
Jahr der Inbetriebnahme | Zubau an Anlagen | Zubau an Leistung [MW] | kumulierte Leistung [MW] |
---|---|---|---|
2021 | 489 | 0,3 | 0,4 |
2022 | 3.250 | 2,3 | 2,7 |
2023 | 13.433 | 10,4 | 13,2 |
2024 | 28.317 | 27,7 | 40,9 |
2025 (bis 7. Juli) | 15.416 | 17,9 | 58,7 |
Die Zahlen belegen, dass sich Balkonkraftwerke in Rheinland-Pfalz von einer Nischenlösung zu einem weit verbreiteten Instrument entwickelt haben, um privaten Haushalten eine aktive Rolle in der Energiewende zu ermöglichen.
Regionale Verteilung: Hohe Dichte im Westerwaldkreis
Nicht nur die Gesamtzahlen, auch die regionale Verteilung zeigt deutliche Unterschiede. Spitzenreiter ist der Westerwaldkreis mit 23 Anlagen pro 1.000 Einwohner:innen, gefolgt von den Landkreisen Mayen-Koblenz und Bad Dürkheim mit jeweils 20,5 Anlagen pro 1.000 Einwohner:innen. Bei den Städten liegt Landau in der Pfalz vorn.
Tabelle: Anlagenanzahl und Dichte nach Landkreisen und Städten
Landkreise / kreisfreie Städte | Anlagenanzahl | Einwohnerzahl (31.12.2023) | Anlagen pro 1.000 EW |
---|---|---|---|
Mayen-Koblenz | 4.450 | 217 | 20,5 |
Bad Dürkheim | 2.750 | 134 | 20,5 |
Altenkirchen (Westerwald) | 2.561 | 132 | 19,4 |
Bad Kreuznach | 3.044 | 165 | 18,5 |
Bernkastel-Wittlich | 2.006 | 113 | 17,7 |
Zweibrücken | 588 | 33 | 17,6 |
Rhein-Lahn-Kreis | 2.196 | 125 | 17,5 |
Neuwied | 3.274 | 189 | 17,4 |
Rhein-Pfalz-Kreis | 2.651 | 156 | 17,0 |
Mainz-Bingen | 3.390 | 206 | 16,4 |
Südwestpfalz | 1.448 | 90 | 16,1 |
Südliche Weinstraße | 1.806 | 113 | 16,0 |
Alzey-Worms | 2.081 | 131 | 15,9 |
Cochem-Zell | 969 | 62 | 15,7 |
Vulkaneifel | 932 | 60 | 15,7 |
Birkenfeld | 1.226 | 83 | 14,8 |
Rhein-Hunsrück-Kreis | 1.546 | 106 | 14,5 |
Kusel | 1.003 | 70 | 14,4 |
Trier-Saarburg | 2.123 | 149 | 14,2 |
Donnersbergkreis | 1.057 | 75 | 14,1 |
Ahrweiler | 1.664 | 129 | 12,9 |
Germersheim | 1.673 | 132 | 12,7 |
Kaiserslautern (LK) | 1.276 | 106 | 12,0 |
Eifelkreis Bitburg-Prüm | 806 | 101 | 8,0 |
Landau in der Pfalz | 729 | 48 | 15,1 |
Neustadt an der Weinstraße | 771 | 53 | 14,6 |
Koblenz | 1.232 | 113 | 10,9 |
Worms | 916 | 86 | 10,6 |
Trier | 1.056 | 104 | 10,2 |
Frankenthal (Pfalz) | 457 | 48 | 9,5 |
Speyer | 442 | 50 | 8,9 |
Mainz | 1.944 | 224 | 8,7 |
Ludwigshafen am Rhein | 1.428 | 176 | 8,1 |
Pirmasens | 289 | 40 | 7,3 |
Kaiserslautern (Stadt) | 517 | 101 | 5,1 |
Die Zahlen machen deutlich: Sowohl ländliche Regionen als auch Städte setzen zunehmend auf Balkonkraftwerke, wobei die Installationsdichte in kleineren Landkreisen häufig höher liegt als in den großen Zentren.
Gesetzliche Erleichterungen durch das Solarpaket I
Ein wesentlicher Grund für den starken Zubau ist das Solarpaket I des Bundes, das 2024 beschlossen wurde. Es enthält mehrere Maßnahmen, die den Anschluss und Betrieb von Balkonkraftwerken vereinfachen:
Registrierung nur im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erforderlich
Keine Anmeldung beim Netzbetreiber mehr nötig
Keine Einstufung als Bauprodukt im bauordnungsrechtlichen Sinn
Einführung einer Übergangsregelung für Ferraris-Zähler
Erleichterungen bei Kombination mit größeren PV-Anlagen
Rechtlicher Anspruch für Mieter:innen auf Nutzung
Aufnahme in das Wohnungseigentumsgesetz als privilegierte Maßnahme
Die derzeitige Leistungsgrenze von 600 Watt soll nach Anpassung der VDE-Norm auf 800 Watt steigen. Langfristig werden sogar bis zu 2.000 Watt je Wohneinheit möglich sein.
Förderprogramme des Landes
In Rheinland-Pfalz wird die Installation von Balkonkraftwerken über kommunale Förderprogramme unterstützt. Über das Landesgesetz zur Ausführung des Kommunalen Investitionsprogramms Klimaschutz und Innovation wurden bisher 32 Projekte mit einer Summe von 3.209.964,17 Euro bewilligt. Diese Mittel fließen an Verbandsgemeinden, Landkreise und kreisfreie Städte, die wiederum Zuwendungen an Privatpersonen vergeben.
Zudem finanziert das Land die SolarOffensive II des BUND Rheinland-Pfalz. Diese Kampagne informiert Bürger:innen über technische Möglichkeiten und rechtliche Rahmenbedingungen für PV-Anlagen und Balkonkraftwerke.
Bedeutung für die Energiewende
Die Landesregierung bewertet Balkonkraftwerke als wichtigen Beitrag zur Energiewende. Sie ermöglichen Bürger:innen, insbesondere im urbanen Raum, eine direkte Beteiligung an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und tragen zur Kostensenkung bei. Neben der direkten Stromproduktion leisten sie auch einen Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz größerer Energieprojekte wie PV-Freiflächenanlagen oder Windparks.
Fazit
Fabian Ehmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), der die Anfrage an die Landesregierung gestellt hatte, fasst zusammen: „Seit 2021 hat sich die Leistung der Balkonkraftwerke in Rheinland-Pfalz um das 92-Fache vervielfacht. Das ist eine sagenhafte Entwicklung, die maßgeblich durch die rechtliche Vereinfachung durch die GRÜNEN in der Bundesregierung angestoßen wurde. Balkonkraftwerke gelten nicht mehr als Bauprodukte - deshalb sind auch keine Genehmigungen oder Anmeldungen beim Netzbetreiber mehr notwendig. Einfach die Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registrieren, und los geht’s. Auch Mieterinnen und Mieter haben dank der Änderungen übrigens einen gesetzlichen Anspruch darauf, ein Balkonkraftwerk installieren zu dürfen. Vermieter dürfen das nicht mehr pauschal verbieten. Alle können nun ihren persönlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Damit haben wir GRÜNEN in der Bundesregierung ordentlich entbürokratisiert und gleichzeitig der Energiewende zu einem weiteren Schub verholfen.“