Bologna-Reform weiterentwickeln

Der Landtag debattiert heute den Stand der Umsetzung des Bologna-Prozesses und fasst zu dessen Weiterentwicklung einen Beschluss. Anlass ist die Aussprache über eine Große Anfrage der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Rheinland-Pfalz. Dazu erklären Barbara Schleicher-Rothmund, hochschulpolitische Sprecherin der SPD, und Gunther Heinisch, hochschulpolitischer Sprecher von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
„Fast 15 Jahre nach der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung können wir eine überwiegend positive Bilanz ziehen. Die rheinland-pfälzischen Hochschulen sind den anfänglichen Problemen konstruktiv begegnet. Die anfangs hohe Prüfungsbelastung konnte deutlich verringert werden. Durch die Schaffung von Mobilitätsfenstern wurden die Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte verbessert“, so Barbara Schleicher-Rothmund.
Gunther Heinisch ergänzt: „Der größte Teil der Masterstudiengänge in Rheinland-Pfalz ist derzeit frei von Zulassungsbeschränkungen. Wir legen weiterhin großen Wert auf offene Übergänge vom Bachelor- zum Masterstudium. Den Studierenden wurden zudem größere Gestaltungsspielräume eröffnet – durch eine stärkere Flexibilisierung der Studienstruktur und vor allem durch die komplette Beitragsfreiheit des Erststudiums.“
Gunther Heinisch weiter: „Es gibt allerdings immer noch Entwicklungsbedarf. Eine weitere Flexibilisierung der Studienverläufe kann die Vereinbarkeit von Familie und Studium unterstützen und die Bedingungen für ein Teilzeitstudium verbessern. Die Anerkennung erbrachter Leistungen bei Fach- und Hochschulwechseln behalten wir im Blick. Es kommt darauf an, dass gleichwertige Leistungen problemlos anerkannt werden. Ehrenamtliches Engagement wie die Mitarbeit in Gremien braucht Freiräume. Dabei erworbene Kompetenzen sollten im System der Leistungspunkte Berücksichtigung finden.“
Barbara Schleicher-Rothmund betont abschließend: „Bei der Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen für Studierende und Hochschulangehörige stehen wir sehr gut da. Entwicklungsbedarf sehe ich noch bei der weiteren Etablierung einer Willkommenskultur. Dadurch kann die Attraktivität unserer Hochschulen für Studierende und WissenschaftlerInnen aus dem Ausland weiter gesteigert werden. Eine Internationalisierung unserer Hochschullandschaft ist gleichermaßen eine Bereicherung für ausländische wie auch aus Deutschland stammende Studierende und bringt zukünftige Fachkräfte ins Land.“

Hintergrund
Der Bologna-Prozess hatte die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums zum Ziel: Durch mehr Vergleichbarkeit der Hochschulsysteme sollte mehr Mobilität innerhalb des europäischen Hochschulraums ermöglicht werden. Die Bologna-Reform brachte zahlreiche Neuerungen für die Hochschulen mit sich, die jedoch nicht immer zu den gewünschten Ergebnissen führten. Das neue System führte teilweise zu eng getakteten und unflexiblen Studiengängen. Auch die Verbesserung der europaweiten Mobilität der Studierenden wurde zu Beginn der Reform nicht zufriedenstellend verwirklicht. In der Zwischenzeit sind viele Maßnahmen getroffen worden, um erfolgreich den beschriebenen Problemen zu begegnen.

Dr. Claudius Ruch
stv. Pressesprecher

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